Der Titel „Die Grammatik der Rennpferde“ spricht für sich: Die ungewöhnliche Kombination von Sprachunterricht und Pferdesport sorgt für einen vergnüglichen anregenden Lese-Cocktail. So trifft eine nicht mehr ganz junge und etwas lebensfremde, aber sehr engagierte Sprachlehrerin (Deutsch für Ausländer) auf einen urwüchsigen Russen mit bewegter Vergangenheit. Er versucht auf seine ganz eigene Art - auf russisch sozusagen – in deutschen Pferderennkreisen Fuß zu fassen. Dazu aber braucht er jemanden, der ihm nicht nur sprachlich helfen soll …
Als LeserIn wird man nicht nur mitgenommen in die Irrungen und Wirrungen des sehr speziellen Lehrerkollegiums um Salli, sondern man kann das Aufeinanderprallen zweier Welten hautnah miterleben: Sergej und Salli stehen abwechselnd im Mittelpunkt des Geschehens. Die Ereignisse nehmen schnell Fahrt auf, und ehe die eigentlich vorsichtige Salli sich versieht, befindet sie sich mitten in einem Strudel von Ereignissen und Gefühlen, der sie aus ihrer wohltemperierten Komfortzone herauskatapultiert. Es entwickelt sich ein amüsantes, manchmal auch etwas dramatisches Lesevergnügen, das seinen Reiz aus dem Spannungsfeld um Sergej und Salli herum bezieht. Alle auftretenden Personen werden mit liebevollem Strich gezeichnet, aber Angelika Jodls spitze Feder lässt auch allzu menschliche Schwächen durchscheinen – diese Brechung verhindert zum Glück, dass sich Klischees breitmachen. Und als LeserIn lernt man nebenbei manches über Pferdesport, (auch skurrile) Sprachbegeisterung und darüber, was sich verändert, wenn man lernt, die vertraute Welt mit anderen Augen zu betrachten.
Mir gefällt an dem Buch, dass das gängige Rezept „Frau trifft Mann“ mit ungewöhnlichen Zutaten angerichtet wird! Und da ich selbst mit dem Thema „Deutsch als Fremdsprache“ zu tun habe, musste ich manchmal herzhaft lachen und freute mich über - auch sprachlich - treffsichere Situationsbeschreibungen.