Milena Moser ist in der Schweiz eine rennomierte Autorin. 1991 erschien „Die Putzfraueninsel“ erstmals in Deutschland und wurde in der Reihe „Rowohlt-neue Frau“ ein Bestseller. Es wurde dann eine Zeit etwas ruhiger um sie, doch mit „Möchtegern“ kam sie 2010 zurück und wir erfuhren in diesem tollen Roman über das Leben einer Schriftstellerin von ihrer Schreibblockade. Nach mehreren tollen Büchern wurde es wieder ruhiger, bis 2015 ein biographisches Buch erschien („Das Glück sieht immer anders aus“) in dem sie uns an ihren Erfahrungen mit dem Älterwerden und ihrer Suche nach dem Glück teilhaben lässt. Gerade ist dazu der zweite Teil erschienen („Hinter diesen blauen Bergen“). In diesem Zusammenhang brachte der Verlag die bisher vergriffene Putzfraueninsel wieder heraus. In meiner Erinnerung von 1991 war es ein netter, unterhaltsamer Roman, der besonders junge Frauen zu alternativen Lebensentwürfen ermutigte. Bei der erneuten Lektüre stellte ich fest, dass dieses Buch nichts von seinem Charm verloren hat. Für mich treten nun andere Aspekte der Geschichte in den Vordergrund, doch das mag dem Alter geschuldet sein. Irma ist Putzfrau. Mit verschiedenen Jobs sichert sie ihren Lebensunterhalt mehr recht als schlecht. Besonders verhasst ist ihr das Putzen bei Familie Schwarz. Dort ist alles perfekt geregelt und nie läuft etwas aus der Bahn. Frau Schwarz hat alle und alles fest im Griff. Doch auch diese Familie hat ein Geheimnis und in diesem Fall ist es die Schwiegermutter von Frau Schwarz, die in einem Kellerverschlag vegetiert. Irma entdeckt sie durch Zufall und „entführt“ sie zu sich nach Hause, ohne dass die Familie Schwarz etwas davon erfährt. Der weitere Verlauf erinnert an „Die Teufelin“ von Fay Weldon. Gemeinsam sinnen Irma und die alte Dame auf Rache. Stück für Stück nehmen sie Frau Schwarz alles was ihr wichtig ist. Und von ihrem mustergültigen Leben bleibt nur ein Scherbenhaufen. Auch Irmas Leben ändert sich durch diese Bekanntschaft und obwohl der Anfang des Buches uns schon wissen lässt, wie es endet, sind wir doch überrascht, wie es dazu kommt. Sehr unterhaltsam und immer noch aktuell.