Von Delphine de Vigan hat mich „Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin“ tief beeindruckt. Darum war ich ganz gespannt auf ihr neues Buch. In der Presse war es schon hochgelobt – das macht mich immer eher misstrauisch. Die Handlung ist schnell erzählt: Thèo ist 12 Jahre alt. Er ist ein guter Schüler. Schon früh musste er selbständig werden. Seine Eltern leben getrennt und wollen nichts mehr miteinander zu tun haben, so wechselt er Woche für Woche seine Lebenswelt. Von der fürsorglichen Mutter zum Vater, der immer mehr den Halt verliert. Die Geheimnisse, die die Erwachsenen voreinander haben, trägt er in sich. Sein bester Freund Mathis beobachtet ihn und bemerkt die kleinen aber besorgniserregenden Veränderungen. Das tut auch die Klassenlehrerin. Beide versuchen auf ihre Art Thèo zu retten.

Loyalitäten lässt uns hinterfragen, in wie weit wir Menschen einschätzen können. Wie gut „kennen“ wir einander? Und was hilft, wenn jemand nicht über seine Probleme sprechen kann oder will. Das Buch bietet keine Lösungen. Es erzählt einfach nur eine Geschichte. Doch in dieser Geschichte steckt so viel mehr… Es lässt mich ein wenig ratlos zurück. Aber auch mit der Gewissheit, dass Nichtstun nie der richtige Weg ist!

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